Schlechteste Bilanz unter den Messaging-Apps
Als Apple auf der Entwicklerkonferenz WWDC 2020 große Datenschutz-Upgrades für sein iOS14 vorstellte, brach ein regelrechtes Battle Royale zwischen dem Tech-Riesen und Facebook aus. Der Social-Media-Riese behauptete, dass Nutzerdaten entscheidend für seine Fähigkeit seien, relevante Werbung zu schalten und dass Apples Richtlinien kleine Unternehmen ausbremsen würden.
Während sich die Welt nun mit Facebooks Datenschutzänderungen auseinandersetzt, die von den Nutzern verlangen, ihre Whatsapp-Daten zwangsweise mit der Social-Media-Plattform zu teilen, bestätigt Apples Datenschutzetiketten-Update alles, was wir schon immer wussten. Dass die von Whatsapp und dem Facebook Messenger gesammelten Daten weit über das hinausgehen, was die Konkurrenz macht.
Nach der Ankündigung des Upgrades im September hatte Apple bestätigt, dass die neue Richtlinie erst ab Anfang 2021 aktiv durchgesetzt werden soll. “Wir sind bestrebt, sicherzustellen, dass Nutzer wählen können, ob sie es Apps erlauben oder verbieten, sie zu verfolgen”, hieß es in einer Notiz an Entwickler von Apple, während gleichzeitig klargestellt wurde, dass Entwickler bis Anfang 2021 Zeit hatten, entsprechende Änderungen an ihren Apps vorzunehmen.
Obwohl ein genaues Datum für die Umsetzung der neuen Datenschutzvorgaben noch nicht bekannt ist, deutet Apples neues Update der Datenschutzetiketten darauf hin, dass Messaging-Apps, die zu Facebook gehören, mehr Nutzungsdaten und Standortdetails sammeln als Konkurrenten wie Signal und Telegram. Sowohl der Facebook Messenger als auch Whatsapp sammelten deutlich mehr Daten als Telegram und Signal, weshalb Facebook-Kritiker diese Alternativen vorziehen.
Der Vergleich mit der Apple eigenen Alternative “iMessages” zeigt deutlich welch massive Menge an Nutzerdaten, Whatsapp im Vergleich zu dem Konkurrenten sammelt. Der jüngste Prominente, der eine Breitseite gegen Facebooks Datenvöllerei gestartet hat, ist Elon Musk, der seine Vorliebe für Signal getwittert hat.
Die Daten aus dem App Store zeigen, dass der Facebook Messenger bei der Sammlung von Nutzerdaten führend ist, dicht gefolgt von Whatsapp. Zu den Nutzerdaten, die diese beiden Messenger sammeln, gehören unter anderem die Kaufhistorie, Finanzinformationen, Standortdetails, Kontakte, Telefondetails, E-Mail-ID und Nutzungsdaten.
Darüber hinaus hat Facebook mit seinen neuen Richtlinien einen “Like-it or leave-it”-Ansatz verfolgt, was bedeutet, dass Nutzer, die mit der Weitergabe von Daten nicht einverstanden sind, die Nutzung einstellen müssen. Dies führt inmitten der Corona-Krise zu erheblichem Unmut unter den Nutzern, die zurzeit mehr denn je auf Whatsapp angewiesen sind um mit Verwandten und Freunden in Kontakt zu bleiben.
Das erklärt aber immer noch nicht die Wucht der Kampagne, die Facebook via Zeitungsanzeigen gegen diese Richtlinien führt. Sie werfen Apple vor, mit diesen Updates wettbewerbswidrige Richtlinien zu implementieren und erstellten sogar einen FAQ-Bereich, um einige ihrer Gewohnheiten beim Sammeln von Nutzerdaten auf Whatsapp zu erklären. Was sie nicht erklärten, ist, warum Facebook im Vergleich zur Konkurrenz soviel mehr Nutzerdaten benötigt um ein im Ergebnis vergleichbares Produkt anzubieten.
Mit vielen Millionen Nutzern in Europa wird die neue Datenschutzrichtlinie von Whatsapp sicherlich einige Nutzer zum Nachdenken bringen. Natürlich haben frühere Untersuchungen ergeben, dass eine beträchtliche Anzahl der Nutzer sich nicht allzu sehr um den Datenschutz schert. Ob dies aber in einer Zeit in der die digitale Privatsphäre zunehmend in den Fokus rückt immer noch gilt, wird sich in den kommenden Wochen herausstellen.