Der Europaabgeordnete und Satiriker Nico Semsrott hat seinen Austritt aus der Partei Die PARTEI angekündigt.
Der 34-Jährige begründete dies mit dem Umgang von Parteichef Martin Sonneborn mit Rassismusvorwürfen. “Ich finde seine Reaktion auf die Kritik falsch und inakzeptabel. Das ging mir in der Vergangenheit schon in anderen Fällen so”, betonte Semsrott in einer Erklärung, die er auf Twitter teilte. Hintergrund ist unter anderem ein inzwischen gelöschter Sonneborn-Tweet aus der vergangenen Woche.
Darin war der Parteichef mit einem T-Shirt zu sehen, dessen Schriftzug suggeriert, dass Asiaten kein R aussprechen können. Mehrere Nutzer erklärten, sie fühlten sich rassistisch beleidigt. Sonneborn reagierte mit einem weiteren Tweet, der ein Cover des Satiremagazins “Titanic” zeigt, dessen Chefredakteur er früher war. Er schrieb: “Also, jetzt bitte diskutieren, was Satire soll & darf, bitte die Grenzen nicht vergessen. Merke: Der erste Zugriff (“Wah! Rassismus!”) ist oft nicht der beste. “
Semsrott wurde 2019 auf der Liste der Partei in das Europaparlament gewählt. Anders als Sonneborn, der als fraktionsloser Abgeordneter im EU-Parlament sitzt, hat er sich der Grünen-Fraktion angeschlossen. Semsrott warf Sonneborn einen “ignoranten Umgang mit Rückmeldungen” vor. “Wenn sich Menschen durch seine Postings rassistisch angegriffen fühlen, muss er nicht viel tun. Mitgefühl und Respekt für die Betroffenen reichen aus, um das eigene Verhalten zu korrigieren. “
Wenn er der Kritik keinen Raum geben könne, den gesellschaftlichen Kontext ignoriere, “beleidigt seine Machtposition ausnutzt, sobald Betroffene sich gegen Beleidigungen wehren” und betont, dass “andere nur zu doof seien, seine Kunst zu verstehen”, solle er gehen, “weil er aus der Zeit gefallen und am falschen Ort ist”. Vor ein paar Tagen habe er Sonneborn gebeten, sich zu entschuldigen, schrieb Semsrott. Dies habe er nicht getan. “Das ist also kein Versehen, er will das eindeutig so.”
In der öffentlichen Wahrnehmung ist die Partei aber vor allem Sonneborns Projekt. Dafür wolle er sein Gesicht nicht hergeben, so Semsrott. Sein Mandat als Abgeordneter wird er behalten.