Während die CDU/CSU Fraktion nach der Korruptionsaffäre um den Maskenhandel mehrerer ihrer Abgeordneter um ihre Glaubwürdigkeit bei den Wählern fürchtet, ringt nun auch die Linksfraktion um ihr Verhältnis zur Transparenz in Sachen Nebeneinkünfte.
Der langjährige Fraktionsvorsitzende Gregor Gysi warf der Journalistin Stephanie Rohde im Interview mit der Deutschen Welle Neid vor, als sie ihn auf seine exorbitant hohen Gagen für Redeauftritte vor der Phama-Industrie und Industrieverbänden ansprach.
„Ich sage jetzt nicht, wie viel es war“, so Gysi. Er wisse gar nicht mehr, wie viel er bekommen habe. „Ich weiß gar nicht, woher der Neid kommt.“ Das sei zu einer Zeit gewesen, in der er nicht so von der Fraktion gefordert worden sei. „Es gibt Leute, die verdienten noch sehr viel mehr.“
Wie viel Geld er genau von diesen Auftraggebern erhielt, wollte er nicht mitteilen. Er halte sich an alle Regeln. Seine Reden vor Industrie und Bankenvertretern nutze er um diesen seine Linke Sichtweise nahezubringen und Kritik zu üben. Nicht nur die Interviewerin hielt das für wenig glaubwürdig, auch Nutzer in den sozialen Medien waren skeptisch.
Zum Teil wurde sein häufiges Fehlen bei Sitzungen des Bundestages als Beleg gewertet, dass ihm die Nebentätigkeiten wichtiger seien, als sein Mandat. Andere Nutzer erinnerten an die Bonus-Meilen Affäre in der sich Gysi mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert sah und von seinem Amt als Berliner Senator zurücktreten musste.
Einige Nutzer sahen Doppelmoral bei der Linken, wurden aber von der Linken-Vertreterin Franzi Lucke darauf hingewiesen, dass es sich hier um einen Einzelfall handele.
Offenbar zurecht, denn während Gregor Gysi im Interview keine genaueren Angaben zu seinen Einkünften machen wollte, zeigt ein anderer Linker, dass es auch ganz anders geht. Der Wagenknecht-Vertraute Fabio de Masi lässt regelmäßig die Hosen runter und veröffentlicht seit Jahren seinen Steuerbescheid. Er sieht sich selbst als Gläserner Abgeordneter.
Bisher sind sowohl Gysi als auch de Masi in ihrer Fraktion Einzelfälle. Doch ob in Zukunft das Beispiel de Masi in der Linksfraktion Schule macht, könnte, wenn den Stimmen auf Twitter zu glauben ist, ganz erheblich über den Wahlerfolg der Linken im Superwahljahr 2021 entscheiden.